ca. 15 000 ZuschauerInnen
Gegen Ende des Jahres sollte mit dem
Wiener Derby nochmal ein echtes Highlight folgen, drängte sich
dieses durch kostenlose Übernachtungsmöglichkeit und der
Winterpause der Regionalliga in Deutschland doch regelrecht auf. So
bestieg man Freitag Abends nach der Arbeit den Flixbus, um morgens
zumindest halbwegs ausgeschlafen in Wien anzukommen. Hier wurde man
bereits vom dichten Schneefall begrüßt, der sich den ganzen Tag
über halten sollte. In der Wohnung des Kumpels, bzw. der seiner
Freundin, wurde sich noch etwas hingelegt, ehe es zu dritt auf eine
Stadterkundung ging. Für mich war es mein erster Besuch in Wien, hat
mir alles sehr gut gefallen und werde ich mir bei wärmeren
Temperaturen auch nochmal genauer ansehen.
Nach einer kurzen Nacht und einem
Wiener Schnitzel zum Frühstück sollte es gut gestärkt am Sonntag
mittag bereits frühzeitig Richtung Stadion gehen. Dieses besteht
zwar seit 1925, wurde allerdings mehrmals umgebaut und renoviert,
zuletzt in diesem Jahr. Mit seinen 17 000 Plätzen und der Nähe zum
Spielfeld wirkt es atmosphärisch und eng.
Bereits beim Betreten war
der Austria-Block gut gefüllt und wie erwartet wurde eine
Choreographie vorbereitet. Im Rapid-Block herrschte dagegen noch
gähnende Leere. Dieser war auch 15 Minuten vor Spielbeginn noch
menschenleer, sodass man sich langsam wirklich Sorgen machen musste,
dass da ein Boykott oder Ähnliches im Raum stand. Eine ältere Dame
mit Rapid-Schal bestätigte uns dies kurze Zeit später und nach
einer kurzen Recherche auf der Facebook-Seite der „Rechtshilfe
Rapid“ stand fest, dass hier und heute keine grün-weißen Ultras
von Rapid im Block stehen würden. Die genauen Hintergründe lassen
sich auf den gängigen Fanseiten gut nachlesen, kurz gefasst wurde
Rapid beim Fanmarsch von Bullen wegen fadenscheinigen Gründen
eingekesselt und zum Teil über sieben (!) Stunden festgehalten. Ein
Schelm, wer dahinter eine Racheaktion der Cops auf die ACAB-Choreo
der Westtribüne ein paar Tage vorher in der Europa-League vermutet.
So musste/konnte man sich also ganz
allein auf Austria konzentrieren, und das, was diese das gesamte
Spiel über ablieferten war wirklich aller Ehren Wert und lag
deutlich über meinen Erwartungen. Eingeläutet wurde die Kurvenshow
mit violett-weißen Rauchraketen, welche vor dem Block gezündet
wurden. Wohlgemerkt noch während die Spieler sich warmmachten.
Zum
Einlaufen wurde dann der Hauptcharakter von Red Dead Redemption mit
passendem Spruch, roten und goldenen Fähnchen und einer großen
Blockfahne im Oberrang präsentiert. Dazu gab es nach kurzer Zeit
noch farblich passenden Rauch und Böller, welche die Schussgeräusche
nachahmen sollten.
Die Stimmung war über weite Strecken des Spiels
wirklich gut, es waren immer viel Fahnen im Einsatz und die
Mitmachquote war konstant hoch, was wohl auch dem Spielverlauf
geschuldet war. Es rauchte und blinkte eigentlich konstant, dazu gab
es immer wieder Spruchbänder in Richtung Feind oder Vereinsführung.
Zu Anfang der zweiten Halbzeit folgte ein Doppelhalter-Intro der
Fanatics mit einigen gezündeten Bengalos, was auch hier wieder ein
sehr schönes Bild ergab.
Mitte der zweiten Halbzeit wurden dann noch
einige Rapid-Utensilien den Flammen übergeben und zum Spielende eine
alte Graffiti-Tapete mit „Derbysieger“ gezeigt. Austria hatte
also trotz fehlendem Gegner hier wirklich groß aufgefahren, es
lohnte sich eigentlich immer, einen Blick hinüber zu werfen.
Lediglich die Liedauswahl war erwartungsgemäß nicht sonderlich
kreativ.
Die wenigen Rapid-Fans, die nicht beim
Fanmarsch dabei waren versuchten sich am Anfang noch in Stimmung, was
auch überraschenderweise laut und geschlossen daher kam. Nachdem
aber das Ergebnis immer deutlicher wurde verstummten diese mit der
Zeit komplett.
Schade, dass die Bullen dem ganzen hier
einen Strich durch die Rechnung machten, sonst wäre das hier wohl
ein sehr starkes Wiener Derby geworden.
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